Der ganz normale schulalltag- oder doch nicht? 

Ihr werdet es kaum glauben, aber nachdem ich dieses Jahr die Schule beendet habe, werde ich nochmal die Schulbank drücken. Allerdings stehe ich nun auf der anderen Seite der Macht :D

In diesem Artikel möchte ich euch einen kleinen Einblick in meinen Schulalltag vermitteln, wobei man von Alltag nicht sprechen kann, da einfach jeden Tag etwas Neues passiert!

Um 9 Uhr morgens werden wir voraussichtlich am Hostel abgeholt ( kann eigentlich immer 15 Minuten Verspätung einplanen) und zur Schule gefahren. Für alle die sich jetzt denken:“ boah ist ja voll spät“, es fällt einem trotzdem morgens verdammt schwer aufzustehen! Der Tag beginnt mit einem kurzen, geistlichen Impuls zusammen mit den Lehrern, danach werden alle rund 100 Schüler in einer gemeinsamen Klasse unterrichtet. Für alle die es noch nicht wissen, es ist eine Schule für geistig behinderte Kinder und daher nicht zu vergleichen mit einer normalen Schule. Die Fähigkeiten und geistige Entwicklung der Kinder unterscheidet sich sehr stark, meist auch innerhalb einer Klasse. Nach dem gemeinsamen Unterricht gehen die Schüler zusammen mit den Lehrern und Caretaker in die Klassen und werden dort individuell gefördert. Hier muss mal kurz eins gesagt werden: Die Lehrer an dieser Schule haben meinen vollen Respekt!! Es ist nicht einfach alle 8 Kinder überhaupt auf den Stühlen bzw. im Klassenzimmer zu halten. Den Kindern werden dann, je nach Klasse, verschiedene Dinge beigebracht, was von Ausmalen bis hin zu tamilischer Schrift geht. Ständiges Wiederholen, stahlharte Nerven und ein übermenschliche Geduld sind hierbei gefragt.  Besonders toll finde ich, dass die Schule eine Pappbechermaschine hat und damit Pappbecher herstellt. Zudem werden auch Kerzen gegossen und Süssigkeiten verkauft. Darüber hinaus gibt es einen Raum der Sinne, einen Barfusspfad und ein Bällebad.

Doch was treibe ich dort den ganzen Tag eigentlich so?

Zu aller erst musste ich mich erstmal selbst in der Schule zurecht finden und alles auf mich wirken lassen. Dabei wurde mir klar, dass ich unbedingt einige Wörter Tamil lernen muss, das würde viel erleichtern. Meine Aufgabe besteht im Moment darin, jede Stunde in eine andere Klasse zu gehen, um die Kinder und Lehrer kennenzulernen. Dazu gibt es nur eins zu sagen: indische Namen sind die schwersten auf der Welt!!!! Allerdings muss ich mir keine Gedanken darum machen ,wie ich helfen kann, denn es kommt immer ein Kind zu mir, dass meine Aufmerksamkeit will. Oft ist es aber mehr als ein Kind.. :D Meistens halte ich dann Händchen und versuchen herauszufinden, was sie mir sagen oder mir mit Gesten verdeutlichen wollen :D  Von den Kindern wird man liebevoll „ Akka“ genannt, was im deutschen Schwester bedeutet.

Mit Abstand das schönste Gefühl ist allerdings, wenn man morgens noch etwas verpennt in die Schule kommt und dann einfach strahlende Kinder auf dich zugerannt kommen, die dich bei der Hand nehmen und umarmen wollen. Die Kinder freuen sich einfach riesig, du musst dafür nichts machen, du musst einfach nur für sie da sein. Es ist unglaublich schwer in Worte zu fassen, wieviel Liebe die Kinder einem entgegenbringen, es ist einfach wunderschön. Die Kinder sind glücklich, geniessen den Moment und freuen sich über kleine und alltäglich Dinge, trotz ihrem schweren Stand im Leben. Von dieser Lebensfroheit, dieser Lebensliebe und diesem Lebensmut können wir uns glaube ich alle eine dicke Scheibe abschneiden!

Ein perfektes Beispiel, dass der Schulalltag nicht alltäglich ist, war der Geburtstag von einem Mädchen aus der Schule. Die Kinder wurden zusammengetrommelt und bekamen Süssigkeiten als Geschenke. In Deutschland bekommt man normalerweise Geschenke wenn man Geburtstag hat, hier ist es irgendwie anders herum:D Aber das Beste war: Die Lehrer haben einen Saree geschenkt bekommen! *-* Somit hab ich jetzt einen SareeJ

Ein weiteres Erlebnis für sich, war der heutige Ausflug in ein Kino mit den Kindern. Die Vorfreude war riesig und ich rechnetet fest mit einem harmlosen Kinderfilm.. doch nach 2 min wurde ich schon vom Gegenteil überzeugt, als das erste Blut floss. Geschockt saß ich in diesem Kinosaal und sah mir den weiteren Filmverlauf an, indem natürlich die typisch indischen Tänze aber auch noch weiteres Blutvergiessen nicht fehlen durfte :D Die riesige indische Gastfreundschaft konnte man in der Pause des Filmes spüren, als wir Yasminkette, Popcorn und scharfe Blätterteigdinger bekommen haben J Den Kindern hat der Ausflug riesig Spass gemacht und somit gibt es nur noch eines zu sagen: Wiederholungsbedarf!:)

 

Noch ein paar Erkenntnisse zum Abschluss J

-          - Nutellatoast aus dem Sandwichmaker ist das Beste auf der Welt!

-        -    Vergesst Achterbahnen,der größte Adrenalinkick der Welt bekommt ihr, wenn ihr nachts um eins versucht eine Kakerlake im Zimmer zu fangen!

-          - Mandarinen sind hier nicht orange, sondern gelbgrün.

-         -  Es ist ein wunderschönes Gefühl, Montag morgens durch eine Demonstration vor dem Hostel aus dem Schlaf gerissen zu werden J

-          - Die Händler und Verkäufer sind hier alle deine allerbesten Freunde :D!


Bis bald J

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