Pongal & hausbesuche- wir entdecken indien neu!

Pongal. Dieses Wort ist uns in den letzten Tagen ziemlich oft begegnet, doch was genau ist es eigentlich? Pongal ist ein Reisgericht, welches es sowohl salzig als auch süß gibt und für dieses Reisgericht gibt es eine viertägige Feier!:D Kurz gesagt: Die Inder feiern den Reis:D Es ist eines der wichtigsten Feiertage in Tamil Nadu, da es zum Einen ein Erntedankfest für die Reisernte ist, zum Anderen aber auch ein tamilisches Neujahrsfest, da dort der zehnte Monat im tamilischen Kalender beginnt. Bereits schon am Mittwoch wurde in der Schule Pongal gefeiert, da hieß es also früh aufstehen und in die Sarees schmeißen ( die später aber eh wieder korrigiert wurden) und auf gings zur Schule. Zu aller erst wurde mit Farbpulver ein riesen überkochender Pongaltopf  mit zwei Zuckerrohrstangen aufgemalt. Kurz zur Erklärungen: Bei Pongal wird zuerst der Reis gekocht und wenn dieser überkocht, schreien alle Happy Pongal und machen Indianergeräusche dazu, dass kann man nicht beschreiben, man muss es einfach erlebt haben:D Das Überkochen steht symbolisch für Glück im neuen Jahr. Eines hab ich aber bereits festgestellt, ich werde die indische Kultur wohl nie kapieren:D So musste jede Person dreimal Reis in den Topf schmeissen und dabei auch Indianergeschrei von sich geben:D Dadurch sollen alle unverheirateten Personen nächstes Jahr heiraten, also bereitet euch schon mal alle auf meine Hochzeit vor:D! Zutaten von süßem Pongal sind Reis, Mungbohnen, Milch, Cashewkerne, Rosinen, Ghee und natürlich Zucker! Man kann sich schon denken, wie wohl süßes Pongal schmeckt- genau süß:D Doch ich liebe es! Es schmeckt allerdings nicht nur nach Zucker, sondern auch ein bisschen nach Kartoffel. Pongal wird zusammen mit einem Zuckerrohstück und einer Bananen gegessen. Ihr habt richtig gelesen, man isst Zuckerrohr! Ich kam mir vor wie ein Affe, als ich versucht habe, ein Stück von dem Zuckerrohrstück abzubeißen. Ich glaube die Bilder sprechen für sich, wie sehr wir es drauf hatten:DD Bei der Pongalfeier in der Schule wurde zudem ein Rangoliwettbewerb für die Mütter veranstaltet. Hierbei werden mit Farbpulver die schönsten Gemälde auf den Boden gemalt, eines schöner als das anderer. Ratet mal wer da wohl die Jury spielen musste?:D Doch beurteilt am besten selbst, welches ihr am Schönsten findet J

Pongal besteht insgesamt aus vier verschiedenen Feiertagen. Am ersten Tag, Bhogi, verbrennt man alte Kleidungsstücken und Sachen, um den Neuanfange zu verdeutlichen. Der zweite Feiertag ist der Wichtigste, das so genannte Vakisanpongal. An diesem Tag wird traditionell Pongal zubereitet und mit anderen Menschen geteilt. Dieser Tag ist auch der erste Tag des neuen Monats Tai und somit der Neujahrestag. Der dritte Feiertag, auch Mattu Pongal genannt, wird ganz den Kühen gewidmet. Sie werden gewaschen, bemalt und mit Pongal gefüttert. ( Kleine Anmerkung: Dafür das Kühe hier heilig sind, leben sie wirklich im Dreck und ernähren sich von Müll.) Normalerweise finden hier in Madurai auch die berühmten Stierkämpfe statt, doch diese wurden dieses Jahr von der Regierung verboten. Der letzte Tag wird Kanum Pongal genannt und dient zur Entspannung und um Zeit mit der Familie zu verbringen. Doch bei uns war an diesem Tag keine Entspannung angesagt:D Wir waren bei einer Pongalfeier vom Rotrary Club eingeladen, ein Zusammenschluss von wohlhabenderen Indern, die zusammen soziale Projekte fördern. Die Kleiderordung war Saree und selbst damit fühlten wir uns noch ziemlich underdressed:D Am Anfang fühlten wir uns etwas fehl am Platz, da wir mindestens eine halbe Stunde einfach nur wie Puppen dastanden und jeder ein Foto gemacht mit uns machen wollte. Erst mit der Familie, dann nur die Kinder, dann nur einer ,dann nur die Eltern usw. Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr lächeln! Dann wurde es aber echt noch gut, weil wir beim Pongalkochen geholfen haben, witzige Spiele wurden gespielt und am Ende gab es noch eine indische Tanzeinlage, was unglaublich Spass gemacht hat!:) Zum Abschluss gab es richtig gutes Essen und natürlich Pongal. Man erlebt jeden Tag einfach etwas Neues in Indien, so war es für mich echt eine neue Erfahrung, die Oberschicht mal kennen zulernen.Es ist jedes Mal einfach wieder krass zu sehen, wie groß die Gegensätze in Indien sind!

Am Samstag standen unsere ersten Hausbesuche an, es ist wirklich eine Erfahrung für sich! Zusammen mit den Lehrern der Kinder, haben wir Daranie besucht, ein Schüler in der ersten Klasse. Er lebt draußen auf dem Dorf und so haben wir uns mit der Rickscha auf den Weg gemacht. Hier bekommt man endlich mal etwas Natur zu Gesicht, allerdings sind die Häuser auch ziemlich klein und rustikal,aber ich liebe das Dorfleben! Die Menschen sitzen vor ihren Häusern, haben mehr Platz als in der Stadt, jeden kennt jeden, kein Lärm und Verkehr und nebenbei noch ein Fluss zum Baden und unüberschaubare Flächen an Reisfeldern. Daranies Familie wohnt zu fünft in einem Haus, dass für deutsche Verhältnisse echt winzig wäre, man kann es sich gar nicht vorstellen, wenn man es nicht gesehen hat. Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass die Inder die gastfreundlichsten Menschen auf Erden sind? So haben wir neben einem zweiten Frühstück, noch Tee und Snacks bekommen und das alles, obwohl die Familie selbst nicht viel hat. Unser nächster Hausbesuch fand ich allerdings noch prägender. Wir sind noch weiter raus aus der Stadt gefahren, in ein Dorf bestehend aus sechs Häusern. Hier wohnt Sasikumar zusammen mit seiner Familie. Bei unserer Ankunft hat sich erstmal das ganze Dorf versammelt, um zu sehen wer denn da ist:D Als ich die Wohnung von Sasi gesehen habe, hat mich der Schlag getroffen. Die Familie, bestehend aus 5 Personen, lebt in zwei Räumen ( einer davon ist noch die Küche!) zusammen. Diese zwei Räume ergeben zusammen vielleicht gerade mal ¾ meines Zimmers in Deutschland! Und trotzdem haben wir bei unserem Besuch noch Fanta bekommen, diese Familie hat einfach nichts und bietet ihren Gästen trotzdem noch was an. Ich finde es momentan echt schwer zu begreifen, wie viele in Deutschland ein eigenes Haus besitzen, aber diese Familie auf so engem Raum zusammenwohnt.

Am Freitag haben wir unseren freien Tag genutzt und haben uns einfach mal durch die Gassen Madurais treiben lassen. Das dabei aber so unglaubliche Geschichten dabei herauskommen, hätte ich niemals gedacht! Wir sind durch die kleinen Gassen geschlendert, abseits der großen Straßen, um das wahre Leben hier kennen zulernen. So hab ich glaub noch nie so oft an einem Tag Hello gesagt, einfach weil sich jeder gefreut hat, als wir durchgelaufen sind. Die Kinder sind alle gleich auf uns zugerannt, um fotografiert zu werden!  Wir haben Zuckerrohr geschenkt bekommen, Menschen haben auf ihren Motorrädern angehalten nur um mit uns zu reden, es wurden unglaublich viele Selfies gemacht. Wir wurden zu einer Schulfeier eingeladen und haben den Jungs beim Kartaka spielen zugeschaut. Die haben sich einfach so mega gefreut, dass wir da waren! Wir wurden allgemein mit so einer Liebe und Herzlichkeit empfangen, das ist einfach unglaublich!! Ein Junge, denn wir irgendwo auf der Straße aufgepickt haben, hat uns dann durch die Gassen geführt. Die Menschen haben sich so riesig gefreut uns zu sehen und uns die Hand zu geben! Die Menschen dort leben in den ärmsten Bedienungen und haben wirklich nichts, doch sie haben uns in ihr Haus auf einen Tee eingeladen oder von einer Familie haben wir Pongal zu essen bekommen. Eine ältere Frau hatte Tränen in den Augen, als ich ihr meine Hand gegeben und mit ihr geredet habe. Ich war so gerührt und konnte gleichzeitig vor Freude jauchzen, weil ich die Möglichkeit habe, so etwas zu sehen und zu erleben. Indien macht mit glücklich und beeindruckt mich zutiefst!! Ich könnte noch soviel mehr erzählen, wir haben in den vier Stunden einfach so unglaublich viel erlebt und gesehen, dass ich wahrscheinlich zehn Seiten darüber berichten könnte. Doch ich hoffe ihr habt einen kleinen Eindruck bekommen, wie liebenswürdig und gastfreundlich die Menschen hier sind! 

Genug der Gefühle, zum Abschluss noch ein Update aus unserem Schulalltag. In der Schule zu sein macht mir einfach so mega Spaß, ich glaube ich habe meinen Platz hier echt gefunden! So haben wir dank einer Spende vom Hausfrauenbund Altenheim Glockenspiele kaufen können ( die meeeega cool sind!). Die Kinder haben einfach so einen riesen Spaß, wenn sie auf den Glockenspielen spielen dürfen, auch wenn sie manchmal einfach nur wild drauf herum hämmern, haben sie doch ein Grinsen im Gesicht! Sie freuen sich immer sehr, wenn wir mit den Glockenspiele in die Klassen kommen und das ist gerade das Highlight an der Schule, von dem auch die Lehrer und Eltern ganz begeistert sind und es selbst gar nicht mehr hergeben wollen :DD Vormittags haben wir die Flötengruppe und nachmittags gehen wir mit den Glockenspielen durch die Klassen. Nach der Schule sind im Moment als noch Hausbesuche, wir haben Tamilunterricht, oder wir arbeiten an unserem Gemälde in der Schule. Außerdem haben wir Revethai vor Kurzem zu Hause besucht, worüber ich mich mega gefreut habe, da sie echt in letzter Zeit zu einer guten Freundin wurdeJ Auch Vimala haben wir zu Hause besucht, da sie momentan leider krank ist und nicht in die Schule kommen kann. Unser Terminkalender ist im Moment relativ voll, doch wir haben noch sooo viele Projekte, die wir eigentlich umsetzten wollen, doch die Zeit rennt einfach davon!!! Es ist einfach schon Ende Januar und ich habe nur noch zwei Monaten im Projekt, ich weiß gar nicht wie wir das alles umsetzten sollen! Etwas mehr Zeit wäre ganz nett!

Es gibt noch soviel mehr zu erzählen, zum Beispiel wie eine Babyfunction abläuft, weitere Hausbesuche oder unsere ersten Kochversuche. Doch da der Artikel schon wieder zu lange wurde, könnt ihr euch durch die Bilder selbst einen Eindruck davon verschaffen J

Viele warme Grüße in das eiskalte Deutschland:D

Eure Melanie

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