Ein Feuerwerk aus endorphinen

Ich kann es einfach nicht fassen, wir haben einfach nur noch drei Wochen in unserem Projekt, 3 Wochen!!! Wo ist bitte die Zeit hin?! Es gibt noch so viel zu tun, aber wir wissen einfach nicht, wie wir das mit der Zeit managen sollen. Ich habe auch nur Zeit für einen Blogartikel gefunden, da ich heute gesundheitlich etwas ausgenoggt bin, hier in Indien bekommt man viele unerklärliche Krankheiten:D Hier also ein seeeehr kurzer Überblick über die Highlights der vergangen zwei Wochen. Jeder Tag hier ist einzigartig schön und faszinierend, ich könnte jeden Abend einen eigenen Blogartikel schreiben. Wie die Überschrift schon beschreibt, jeder Tag hier ist ein Feuerwerk aus Endorphinen J)

 

Schule

 

 

Ich liebe meine Arbeit in der Schule und jeder Tag macht mir einfach so unglaublich viel Spaß. Klar, morgens ist meine Motivation in die Schule zu gehen bei 0.0, doch sobald wir mit dem Magic in der Schule ankommen und die Kinder auf uns zu gerannt kommen, steigt die Motivation erheblich. Was mir aber vor allem gefällt ist, dass kein Tag gleich ist, es gibt einfach keinen Alltag. Jeder Tag ist einzigartig, so nutzen zum Beispiel die politischen Parteien die Schule als Wahlkampfmittel:D Wir haben hier einfach jegliche Freiheit und können umsetzten was mir wollen. Auch haben wir, vor allem in den letzten zwei Monaten, eine richtig gute Beziehung zu den Lehrern aufgebaut. Einige sind für uns zu richtig guten Freunden geworden, mit denen man über alles reden kann. Haben wir nicht gerade Hausbesuche, bleiben wir meistens noch eine Stunde länger in der Schule um mit den Lehrern zu reden und einen leckeren Chai- Tee zu trinken.

Hausbesuche

 

 

Mittlerweile habe ich aufgehört, die Anzahl unserer Hausbesuche zu zählen, denn es sind einfach so viele :D Die Hausbesuche zählen zu einen meiner wichtigsten Erfahrungen hier in Indien, weil man einfach mit dem wahren Leben konfrontiert wird. Jede Familie ist einzigartig und jede hat eine eigene Geschichte zu erzählen. Ein Beispiel hierfür ist Nesemanies Familie. Nesemanie lebt im Hostel , da sein Haus zu weit entfernt von der Schule liegt. Das Haus ist eigentlich relativ groß mit 5 Räumen, jedoch finde ich die Familiengeschichte sehr schockierend. Offiziell lebt der Vater der Familie ausserhalb der Stadt. Die Wahrheit ist allerdings, dass der Vater die Familie verlassen hat und mit einer anderen Frau durchgebrannt ist. Gleichzeitig wurde der Bruder von dem Vater von seiner Frau verlassen und jetzt sind der Bruder von dem Vater und Nesemanies Mutter „ zusammen“, damit sie überhaupt ihr Leben managen können. Die Mutter von Nesemanie hatte allerdings vor einigen Jahren einen schweren Unfall, als ein Teil vom Dach auf sie gefallen ist und es ihr die Brust aufgeschlitz hat, somit ist sie arbeitsunfähig. Die Familie ist auch nur in dieses Haus gezogen, da in ihrer alten Wohngegend die Menschen schlecht über Nesemanie geredet haben und sie ihn davor schützen wollten. Es gibt noch so viele weitere Geschichten zu erzählen.

Freunde

 

 

Im Januar hatten wir noch das Gefühl, überhaupt keine Freunde hier zu haben und fühlten uns auch manchmal echt einsam. Das Gefühl kennen wir mittlerweile nicht mehr. Es braucht  nur mehr Zeit, hier Freunde zu finden, da die Kultur einfach komplett unterschiedlich ist. Sonntags besuchen wir als oft Revethi, eine Mitarbeiter aus dem Schuloffice. Aber auch mit den anderen Lehrern verstehen wir uns mega gut, sie haben sich auch uns gegenüber geöffnet. So sind die Hausbesuche nicht nur eine Möglichkeit, das indische Leben kennen zu lernen, sondern auch Zeit mit den Lehrern zu verbringen. Am Freitag wurden wir zum Beispiel spontan von einer Lehrerin nach Hause eingeladen, da sie in der Nähe des Boyshome wohnt, wo wir nach dem Hausbesuch hingegangen sind. Aber auch mit zwei Officemitarbeitern aus dem YMCA verbringen wir viel Zeit, mit ihnen kann man einfach so viel Spass haben, weil sie so witzig sind!:D Eine Sache möchte ich aber noch kurz erzählen: Als wir das letztes Mal bei Revethi zu Hause waren, waren ihre Großeltern ebenfalls da. Die beiden müssen von 30 Euro im Monat ihr Leben regeln, dennoch konnte es sich ihr Großvater nicht nehmen lassen, uns eine Armbanduhr als Erinnerung zu schenken. Ich war in dieser Situation total überfordert und zutiefst bewegt zugleich.

Übernachtung im Hostel

 

 

Letzte Woche haben wir auch endlich den Plan einer Hostelübernachtung in der Schule umgesetzt. So sind wir nach der Schule nicht wie gewohnt nach Hause gefahren, sondern in der Schule geblieben, was die zehn Hostelkinder unglaublich gefreut hat. Nach Gesprächen mit den Lehrern, habe wir dann zusammen mit den Kindern Tee getrunken und mit ihnen gespielt. Es war so schön zu sehen, wie die Kinder die Zeit genossen haben und wie sehr sie auch aufgetaut sind. Nach einem gemeinsamen Abendessen und Fernsehen schauen, hieß es dann um 9 Uhr ab ins Bett. Bett hierbei ist allerdings das falsche Wort, es war ein Gestell mit einem Tuch darüber. Ich frage mich immer noch wie die Kinder darauf schlafen können, ohne Rückenschäde zu erleiden. Allerdings schlafen ja gefühlt alle Inder auf dem Boden :D Nachdem wir in der Nacht noch mit der Lehrerinn geplaudert haben, klingelte dann am Morgen viel zu früh um 6:30 Uhr der Wecker. Viel zu früh habe ich gedacht, denn die Schule fängt um 10:00 Uhr an und die Kinder haben ja keinen Schulweg. Allerdings wird nach dem Tee trinken und Zähneputzen erst noch geduscht, was auch Zeit in Anspruch nimmt. Ich frag mich wie, aber die Zeit verging wie im Flug. Zum ersten Mal waren wir die Ersten in der Schule und konnten beobachten, wie nach und nach alle eintrudeln. Es war eine unglaublich schöne Erfahrung, allerdings finde ich unser eigenes Zimmer deutlich bequemer :D

Ausflug mit der Schule

 

 

Letzten Freitag war es dann schließlich soweit, der heiß ersehnte Ausflug mit der Schule stand an. Früh morgens wurden 80 Leute in einen Bus für 50 gestopft. Busfahrten in Indien kann man nicht beschreiben, sie sind einzigartig. So war der Bus ein einziger Partybus, die Leute standen auf dem Gang und haben zu tamilischen Hits bei voller Fahrt abgedanct. Allein nach dieser Busfahrt war ich schon am Ende :DD Der erste Stopp war ein Fluss mit einer kleiner Wassertreppe, in dem man schwimmen gehen konnte. Ich liebe es zu schwimmen! Es hat einfach so unglaublich Spaß gemacht, die Lehrer waren super drauf und es war eine hammer Stimmung, unbeschreiblich. Danach ging es mit dem Partybus zu einem riesigen Staudamm, wo es erstmal Mittagessen gab, welche wir gesponsort haben ( danke hierbei an alle Sponsoren!:)). Danach haben wir die Zeit in dem Park genossen, gespielt und einen wahnsinnigen Sonnenuntergang am Damm bestaunt. Abends ging es zurück nach Madurai, da war nichts mehr mit Partybus, da alle erschöpft waren :D Selbst ich habe es geschafft im Schneidersitz auf  dem engen Mittelgang zu schlafen, Indienstyle:D

Mit dem Boyshome in Kodaikanal

 

Diesen Samstag haben wir dann auch unser zweites Projekt umgesetzt und waren mit dem Boyshome in Kodaikanal ( siehe im Land der skandinavischen Schokoträume). Die Jungs haben sich einfach so riesig gefreut, am Wochenende etwas zu unternehmen und es nicht nur im Boyshome zu verbringen. Ihre Augen haben gestrahlt und sie kamen gar nicht mehr aus dem Grinsen raus. So ging es also mit 20 Jungs im Alter zwischen 8 und 20 Jahren, sowie zwei Betreuern und zwei Volis mit dem Governmentbus vier Stunden hoch in die Hillstation. Die Busfahrt war sehr kurvig, jedoch recht witzig :D Oben angekommen, haben wir ein Taxi gemietet, dass dann zum Partybus hoch zehntausend wurde:D Richtig abdance bei ohrenbetäubenden tamilischen Hits auf einer kurvigen Straße, das macht unglaublich Spaß:D Wir haben einige Aussichtspunkte besichtigt, einen Tannenzapfenwald besichtig usw. Besonders cool fand ich den Guavo Point, an diesem Platz wurden viele Musikvideos gedreht. Doch das cooler daran waren einfach die Inder. Ich habe schon lange nicht mehr so eine Menschenmasse gesehen! An diesem Ort ist es irgendwie Tradition, als Gruppe Geräusche von sich zu geben und rumzuschreien, während man zu dem Punkt läuft. Eine einzigartige Erfahrung, dass könnt ihr mir glauben:D Nachdem wir noch eine Weile in einem wunderschönen Park verbracht haben und unser Leben genossen haben, ging es in einer langen Busfahrt zurück nach Madurai. Es war ein unglaublich schöner Tag!

 

Ich bin jeden Tag so unglaublich dankbar, hier sein zu dürfen und so viele Erfahrungen sammeln zu können. Klar gibt es auch mal Tage, an denen man nicht so gut drauf ist, wie heute zum Beispiel da ich krank bin, allerdings habe ich hier gelernt, in jedem Tag das Beste zu sehen und ihn zu genießen. Wir können sowas von dankbar sein, die Möglichkeit haben zu leben und vor allem in Deutschland zu leben, wo doch vieles einfacher ist. Allerdings bin ich hier in Indien so von der Lebensfreude begeistert, egal wie schlecht es einem gerade geht, die Menschen sind zufrieden mit ihrem Leben, versuchen das Beste daraus zu machen und sehen jeden Tag als ein Geschenk Gottes.

 

Viele liebe Grüße aus dem sommerlichen Indien!

 

Eure Melanie 

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