in love with madurai

Hallo liebe Leser,

 

heute weiß ich wirklich nicht wie ich anfangen soll. In den letzten zwei Wochen ist wieder so unglaublich viel passiert, ich könnte über einen Tag schon einen ganzen Blogartikel schreiben. Wir haben einfach so viel zu tun, werden oft zum Essen eingeladen, beenden unsere Projekte in der Schule, gehen ins Boyshome und müssen nebenher noch alle Abschiedsgeschenke planen, sowie unserer Reise. Ich habe mittlerweile schon den Überblick über alles verloren, doch da in Indien eh alles spontan funktioniert, macht das nichts :D Am 24.3, nächster Freitag, wird unser letzter Arbeitstag sein und nur wenn ich schon daran denke, könnte ich anfangen zu weinen. Ich habe die Kinder, die Lehrer und Caretaker so in mein Herz geschlossen, die Schule wurde für mich ein Zuhause, wo immer jemanden für einen da war. Das alles zu verlassen wird unglaublich schwer werden. Doch erstmal möchte ich euch einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse der letzten zwei Wochen geben.

 

 Freundschaften

 

Wir haben hier erst sehr spät angefangen Freundschaften aufzubauen und daher fehlt uns jetzt die Zeit. Allerdings ist es auch ziemlich schwer, hier Freunde zu finden, da man dafür erstmal die indische Kultur ansatzweise verstehen muss. Ein kurzer Einblick: Den Rezeptionisten, Officemitarbeitern, Hostelmitarbeitern usw wurde es zum Beispiel verboten, einen engeren Kontakt zu uns aufzubauen, da sie sonst ihren Job verlieren werden. Unsere Vorgesetzten sind sehr in Sorge um uns und haben daher diese Regelung schon seit einigen Jahren eingeführt. Ebenso wurden den Lehrern in der Schule verboten, persönliche Angelegenheiten mit uns zu teilen. Ich möchte unsere Vorgesetzten jetzt nicht schlecht darstellen, sie wollen einfach nur das Beste für uns, aber dadurch kapsel sie uns von den anderen ab. Allerdings haben sich dann doch welche getraut, mit uns zu reden und mittlerweile reden eigentlihc alle ziemlich offen mit uns J Wenn wir nach der Schule ins Office kommen, bleiben wir meistens  noch ein zwei Stunden einfach unten und reden mit unseren Freunde dort und machen Witze zusammen :D Ich liebe es, unten im Office bei den Leuten zu chillen und mit ihnen zu reden!:) Allerdings kann das auch nur stattfinden, wenn unsere Vorgesetzten nicht im Office sind, da die Mitarbeiter sonst Angst haben, Ärger zu bekommen. Jaja, die indische Kultur ist kompliziert, ich weiss :DD Aber wie gesagt, wir haben trotz den Hindernissen hier echt sehr gute Freunde gefunden!! Da wir nach der Schule immer länger noch dableiben und Zeit mit den Lehrern verbringen, wurden die Freundschaften viel intensiver J Wir haben in der letzten Zeit zwei Lehrerinnen zu Hause besucht und mit ihnen einen schönen Nachmittag verbracht J Die Lehrerinnen sind dann nochmal ganz anders und es ist immer verdammt cool, die Familie kennen zu lernen J Da die Mitarbeiter aber so sehr Angst haben, laufen die anderen Sachen immer unter der Hand ab. Wir haben schon sehr sehr sehr sehr viele Geheimnisse mit allen Möglichen Menschen :D Wir sind in alle Sachen eingeweiht und sind daher mitten drin :D So waren wir zum Beispiel am Samstag mit einem Freund im Kino, was verdammt cool war J Ich liebe tamilische Filme einfach*-* Bei diesem Freund waren wir auch dann am Mittwoch zum Essen eingeladen, was auch hammer war, da wir seine Familie kennen lernen konnten J) Am Dienstag waren wir bei einer Officemitarbeiterin zu Hause, es kam spontan noch ein Freund von uns aus der Schule zu Besuch und der Abend war echt mega schön J Eins kann ich euch sagen, es wird verdammt schwer werden, die Menschen hier alle zurück zu lassen, dennoch ist es einfach so unglaublich schön, tiefe Freundschaften hier geschlossen zu haben!

PS: Aus den oben genannten Gründe kann ich auch viele der Bilder nicht hier online stellen :D

Schulalltag

 

 

Alltag ist hierbei eigentlich das falsche Wort, da eigentlich nie Alltag einkehrt. Jeder Tag ist im Moment echt einzigartigen und wir kommen vor neun oder zehn Uhr eigentlich nie auf unser Zimmer. In der Schule sind wir gerade dabei, die letzten Tage zu genießen und nicht an den baldigen Abschied zu denken. Des weiteren haben wir es endlich geschafft, unseren gebastelten Geburtstagskalender aufzuhängen, damit kein Geburtstag mehr vergessen wird!:) Ebenso haben wir eine Wand bemalt und jetzt Kind durfte darauf einen Handabdruck machen J Somit haben wir es tatsächlich noch geschafft, unsere zwei geplanten Projekte umzusetzten J Die Schule vergeht jeden Tag wie im Flug, es war gerade erst noch morgen und plötzlich ist es einfach schon zwölf Uhr abends. Ich genieße jeden einzelnen Tag hier in vollen Zügen und bin so unglaublich glücklich, die Möglichkeit bekommen zu haben, hierher zu kommen!

Weddingday

Letzte Woche Freitag waren wir dann tatsächlich nochmal auf einer Hochzeit eingeladen, der Sohn des Vandrivers der Schule hat geheiratet. Etwas verwirrend fand ich am Anfang, dass innerhalb der Familie geheiratet wurde. Der Fahrer hat eine Schwester und deren Sohn hat eine Tochter, diese an den Sohn des Fahrers verheirate wurde. Klingt kompliziert, ist es auch. Es war allerdings eine hammermäßig coole Hochzeit, da wir diesmal auch wirklich vom Anfang bis zum Ende dabei waren J Die hinduistische Zeremonie fand in einem Tempel statt und ich starte mal den versuch, die Zeremonie zu erklären :D Übrigens war der 11 März ein sehr sehr guter Tag zu heirate, wir sind vielleicht 15 min zum Tempel gelaufen und allein in dieser Zeit habe ich über zwanzig Hochzeiten gesehen (!).

-          Beide wurden gesegnet und mussten irgendetwas nachsprechen :D

-          Wir durften sie mit Reis bewerfen

-          Die Hochzeitskette wird umgebunden ( Bedeutung wie Ringe in Deutschland)

-          Der Braut wurden Fußringe angelegt ( gut für die Fruchtbarkeit ;) )

-          Das Brautpaar hat sich gegenseitig mit Blumenketten behängt

-          Erneut Segnung des Priesters

-          Haben sich gegenseitig mit Bananen gefüttert

-          Hände wurden verbunden und mussten dreimal im Kreis laufen

-          Noch mehr Segnungen

èIch habe bestimmt die Hälfte vergessen, aber hier mal ein kleiner Einblick einer hinduistischen Hochzeit in Indien, natürlich arrangiert:D

 

Danach war wieder das übliche Programm, Fotos und Essen. Diesmal war es aber verdammt cool, da wir einfach die Hälfte der Gäste kannten. Der ganze YMCA war eingeladen und so waren wir erst bei den Lehrer, dann bei den Caretakern und schließlich noch bei den Officemitarbeitern. Es war eine wunderschöne Hochzeit, die ich wohl niemals vergessen werdeJ

Women´s conference

 

Am Abend von der Hochzeit fand im YMCA die Women´s conference statt, um das Recht der Frauen zu stärken. Da das ganze auf Tamil war, habe ich auch dementsprechend viel verstanden:D Es war trotzdem cool, da die Lehrerinnen aus der Schule da waren und wir daher jemanden zum Späße machen hatten :D Spontan durften wir dann auch noch unseren Tamilsong zum Besten gegeben und ich durfte eine Rede über die Situation der Frauen in Deutschland halten, tja that is India:DD

Salem

 

Da ich schon soviel geschrieben hab, hier nur ein paar kurze Eindrücke. Wir waren für zwei Tage unsere Mitvolontärinen Hannah und Isabella in Salem besuchen. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen, vor allem konnten wir mal wieder mit jemand anderem über die indische Kultur unterhalten und über sie aufregen :DD Wir haben ein paar Projekte der Mädels besucht und ich muss sagen, dass sie echt hammer Arbeit leisten, sie haben meinen vollsten Respekt! Am Donnerstag waren wir zum Beispiel in einem Jugendgefängnis. Besonders krass fand ich, dass im Gefängnis ein 9 und 10- jähriger Junge sind, die unschuldig wegen Mordes angeklagt sind.. Es waren zwei Tage voller neuer Eindrücke und Erfahrungen, vielen Dank hierbei nochmal an die zwei, dass wir kommen durften J

Germansday

 

 

Am Mittwoch war es dann schließlich soweit, der von den Lehrern lange ersehnte Germansday stand vor der Tür. Wir hatten uns vorher schon einige Gedanken darüber gemacht, was wir für die Lehrer und Schüler kochen können. So haben wir unserer Chuditas links liegen gelassen und haben unsere Jeans rausgekramt, ich kann euch sagen, es ist echt ein komisches Gefühl nach sechs Monaten wieder eine Jeans zu tragen. Morgens haben wir unsere Kochkünste in der Schule ausgepackt. Unser typisch deutsches Essen bestand aus Kartoffelpuffern, Apfelmus und Milchreis. Ich muss sagen, es hat echt besser geklappt als erwartet und es hat auch echt hammer geschmeckt. Die Inder waren zwar ziemlich skeptisch und konnten sich keinen Reim daraus machen, doch jetzt wollen es viele nachkochen, da es so gut geschmeckt hat J Nach dem Mittagessen ging das Programm los. Nach einem Video über Deutschland, stand ein deutscher Tanz an und danach gab es für jede Klasse ein kleines Spiel. Zum Abschluss bekam jedes Kind noch ein Becher Milchreis. Die Zeit verging wie im Flug und der Tag hat echt Spaß gemacht. Nach dem Unterricht, haben wir die Lehrer dann noch Bier probieren lassen, was echt hammer witzig war :D Aber deutsches Bier schmeckt eindeutig besser ;) Die Reste vom Essen haben wir mit in das Office genommen, wo erst alle skeptisch waren, doch es dann doch verdrückt haben :DD So haben wir auch noch ein bisschen Germansday im Office gefeiert:D

Lehrerausflug

 

Am Freitag stand dann unser letztes große Projekt auf dem Plan, ein Ausflug für alle Lehrer und Caretaker. Schon seit Woche wurde auf diesen Tag hingefibert und nach einigen Komplikationen konnte er dann auch wirklich stattfinden.  So wurden am Freitagmorgen 25 Lehrer und Caretaker in den Schoolvan gepackt und auf ging die Reise zu einem Platz außerhalb von Madurai. Die Stimmung im Bus war grandios, so gab es einen Gesangswettbewerb und ein Diskutierwettbewerb über das Thema „ Mann und Frau, wer macht mehr im Haushalt?“. Es war echt witzig das Ganze zu beobachten. Als wir dann schließich am Platz ankamen, war die Enttäuschung leider groß. Der Platz mit einer Kirche war gefüllt mit Pilgern, die gerade einen Gottesdienst hatten. Doch wir lassen uns die Laune nicht verderben und sind ein Stück weiter gefahren, um baden zu gehen. Schau euch die Bilder an, dann versteht ihr wie verdammt cool es da war und wieviel Spaß es gemacht hat!! In solchen Momenten könnte ich vor Freude schreien, hier in Madurai zu sein. Danach sind wir wieder zurück zum Platz, der Gottesdienst war zum Glück beendet und es gab Mittagessen, welches wir gesponsort haben. Nach einer kleinen Mittagspause haben wir dann mit Lehrern ein paar Spiele gespielt wie  Wassertransport, gordischer Knoten, kotzendes Kängaru, Pantomime usw. Wir hatten unglaublich Spaß dabei und die Inder haben einfach jedes Spiel gefeiert, egal ob es funktioniert hat oder nicht :DD Es war echt ein hammer schöner Tag und ich glaube es tat den Lehrern und Caretakern auch mal gut, ein Tag für sich zu haben, an dem sie nicht auf die Kinder aufpassen müssen sondern den Ausflug selbst in vollen Zügen genießen können.

Hausbesuche

Am Donnerstag hatten wir unseren 30.! Hausbesuche. 30 einzigartige Familien mit den verschiedensten Hintergründen. Unser letzter Hausbesuch war einer er besondersten. Wir sind mit Ganesh und Anbu Selvi, der Direktorin der Schule, 1 ½ Stunden raus in die indische Wildnis gefahren, auf ein kleines Dorf mit gerade Mal 17 Häusern. Saravanans Familie lebt dort und besitzt davon allein schon über 7 Häuser, das Dorf ist echt witzig. Die Familie ist verdammt arm und muss von sehr wenig Geld leben, trotzdem haben wir auf diesem Hausbesuch einfach am Meisten zu Essen bekommen! Die Gastfreundschaft der Inder flasht mich einfach immer wieder aufs Neue! Hierbei möchte ich mich noch bei allen Familien bedanken, die uns so liebenswürdig aufgenommen und umsorgt haben!

Noch eine kurze Geschichte zum Abschluss. Wir waren heute im Boyshome und haben zusammen mit den Jungs eine Fingerfarbenwand gemacht, was dann etwas in einer Farbschlacht ausgeartet ist :D Ich habe mir gerade das Gesicht gewaschen, da kam ein Junge und hat extra ein Handtuch gebracht, mit dem er mir dann das Gesicht abgetrocknet hat. Ich habe noch nie so eine krasse Geste erlebt. Die Jungs sind einfach der hammer, sie haben wirklich nichts, dennoch geniessen sie ihr Leben in vollen Zügen und behandeln einen mit dem größten Respekt und als wäre man für sie die Königin auf Erden, echt unglaublich. Solche „ Indienmoments“ habe ich einfach so unglaublich oft hier und ich bin so dankbar, hier sein zu dürfen!

Ich könnte euch noch so viel mehr erzählen, wie zum Beispiel die Mitgift der Braut und die dazugehörige Funktion aussieht, doch dann wird der Blogartikel eeewig. Dies wird wahrscheinlich der letzte Artikel sein, den ich in Indien verfasst habe. Nächste Woche sind wir im Abschiedsstress und am Freitag geht es auch schon los auf unsere dreiwöchige Reise einmal quer durch Indien. Danach bin ich nur noch wenige Tage hier in Madurai, um mich von allen zu versabschieden. Ein ausführlicher Bericht über unseren Abschied und unsere Reise bekommt ihr dann etwas später, aber er wird kommen J Es ist einfach krass, wie schnell die Zeit vergeht, in weniger als fünf Wochen sitze ich schon im Flieger zurück nach Deutschland. Einerseits freue ich mich riesig auf Deutschland, auf meine Familie, mein Freund und meine Freunde, auf die deutsche Bürokratie, die deutsche Geordnetheit, anderseits kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass hier alles zu verlassen. Ich habe Indien und die Menschen hier lieben gelernt und sie tief in mein Herz eingeschlossen, sie alle zu verlassen wird verdammt hart werden. Der Blogartikel kam etwas später als erwartet, da es Probleme mit dem uploaden gab. In der zwischen Zeit ist wieder so viel passiert, doch dazu in 5 Wochen mehr, ich habe im Moment einfach null Zeit dafür. 

 

Bis bald in Deutschland J

Eure Melanie

 

PS: Übrigens ist der Sommer hier in Indien angekommen, wir haben die vierzig Grad Marke geknackt:D

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Friedel (Donnerstag, 24 März 2016 22:08)

    Hallo Melanie!
    Ich finde deine Texte immer total interessant. Man bekommt richtig gut mit ,was du alles erlebst. mit den Kindern ,Familien ,Lehrern und Kollegen. Auch die Bilder sind wunderschön. Auf allen Bildern findet man dich beim Lachen. Auch die Kinder machen einen glücklichen Eindruck. Heute war ich bei deiner Mama, wollte ihr das Prospekt "CVJM Baden aktuell im Blick" geben, weil von dir 2 schöne Bilder und ein Bericht von Dieter Stöckle drin ist, aber sie hatte den Prospekt schon. Sie hat gesagt, dass heute dein letzter Arbeitstag war und dass du sowenig Rückmeldung von deinem Blog hast. Auch ich habe deine Berichte gelesen und dir nicht geschrieben und möchte mich bei dir deswegen entschuldigen. Ich freue mich für dich ,dass du bei deinem FSJ in Indien soviel erleben konntest. Für die nächsten 3 Wochen wünsche ich die eine gute Reise durchs Land, gute Begegnungen mit dem Menschen dort und viel Freude! Liebe Grüße und Gottes Segen Friederike Winkler
    PS: Wenn du zurück bist aus Indien, kannst du für den CVJM und die Kirchengemeinde einen "Indienabend machen, den Termin sprechen wir dann ab.